2016 belegt das Thema „Lerntransfer“ den ersten Rang der 10 Top Themen für das Bildungsmanagement. Zum anderen bewegt dieses Thema laut einer Trendstudie Corporate Learning des „Swiss Centre for Innovations in Learning“ die Learning Professional in den Unternehmen. Fakt ist: Je transferförderlicher das Design einer Lern- oder Entwicklungsmaßnahme gestaltet ist, desto höher ist der Return on Investment und desto effizienter und produktiver sind die Ansätze von HR. Es ist also mehr als verständlich, dass dieses Thema die Learning Professionals beschäftigt.
Wie werden Lerndesigns transferförderlich gestaltet?
Aus meiner Sicht geht es bei der Unterstützung des Lerntransfers vor allem darum, eine Maßnahme möglichst nah am Bedarf und dem Arbeitsfeld eines Teilnehmers auszurichten. Dies kann nur gelingen, wenn neben der Präsenzphase weitere Lern- und Arbeitsphasen geplant und durchgeführt werden. Der Erfolg einer Maßnahme entscheidet sich schon bei der Analyse des Bildungsbedarfs. Hier ist es entscheidend, dass die Learning Professionals das Business ihrer Kunden im Grundsatz verstehen, die mittelfristigen Anforderungen an das Business kennen und diese gemeinsam mit den Kunden in Kompetenzen und Lernziele übersetzen. Sind die Ziele klar und smart, kann ein Design entwickelt werden, das den Lerntransfer aktiv unterstützt.
Sprechen wir über transferförderliche Lerndesigns, geht es in erster Linie um Blended Learning-Ansätze. Vor der Präsenzphase sollte ein (virtueller) Kick Off stattfinden, indem die Teilnehmer die wichtigsten Lernziele und Inhalte kennenlernen sowie eine individuelle Vorbereitungsaufgabe erhalten. Zwischen dem Kick-off und der Präsenzphase sollten die Teilnehmer einerseits im Selbststudium fachspezifisches Wissen erwerben. Darüber hinaus wird eine individuelle Aufgabe bearbeitet, die idealerweise mit der Führungskraft vor Beginn der Maßnahme besprochen wird. Dies stellt eine Annäherung zwischen Arbeitsalltag und der Bildungsmaßnahme sicher. In dem Vorgespräch zwischen Teilnehmer und Führungskraft werden auch die individuellen Erwartungen und Lernziele geschärft.
Learning Professionals sollten die Trainer in die Pflicht nehmen
Während der Bildungsmaßnahme ist es dann vor allem Aufgabe des Trainers, den Lerntransfer gezielt zu unterstützen. Dies geschieht einerseits dadurch, dass der Trainer die zu vermittelnden Inhalte idealerweise auf Grundlage der Alltagserfahrungen und Herausforderungen der Teilnehmer entwickelt und diese anschließend einüben und auf einer Metaebene reflektiert lässt. Durch dieses Vorgehen wird – als Nebeneffekt – die Methodenkompetenz der Teilnehmer nachhaltig entwickelt. Darüber hinaus sollte der Trainer den Teilnehmern während des Prozesses immer wieder Anregungen und Unterstützung zur Selbstreflexion geben, damit jeder Teilnehmer individuelle Transferziele entwickeln kann. Weiterhin kann ein Trainer Methoden wie die kollegiale Fallberatung aktiv einsetzen, denn hier wird mit den konkreten Anliegen aus dem Arbeitsalltag der Teilnehmer gearbeitet. Sowohl die Fallgeber als auch die kollegialen Berater nehmen in der Regel wichtige Erkenntnisse und Lösungen mit – eine wichtige Voraussetzung für einen aktiven Lerntransfer. Aus meiner Praxis als Trainer kann ich sagen, dass Teilnehmer sehr dankbar sind, wenn sie während des Trainings Hinweise und Empfehlungen zum gezielten Lerntransfer und Verhaltensmodifikation bekommen. Zu guter Letzt sollte ein Trainer Lernpartnerschaften als Methode einführen, damit sich die Teilnehmer nach einer Präsenzphase gegenseitig bei der Implementierung ihrer Lernziele unterstützen. Im Idealfall sollten die Learning Professionals als Auftraggeber klare Erwartungen an die Trainer formulieren, was den Einsatz transferförderlicher Methoden und Maßnahmen angeht.
Umsetzung nach der Präsenzphase am intensivsten
Es hat sich gezeigt, dass direkt unmittelbar nach einer Präsenzphase der intensivste Lerntransfer stattfindet. Daher sollten die Teilnehmer ermutigt werden, so schnell wie möglich im Arbeitsalltag Erkenntnisse aus der Präsenzphase umzusetzen. Die Führungskraft sollte diesen Prozess aktiv unterstützen, indem sie mit dem Teilnehmer einer Bildungsmaßnahme über dessen Erfahrungen reflektiert, transferförderliche Aufgaben stellt und den Teilnehmer ermutigt, das Team über neue Erkenntnisse zu informieren. Neben der direkten Führungskraft können und sollten nach der Präsenzphase sowohl die Lernpartner als auch der Trainer in der Rolle eines Coaches den Lerntransfer gezielt unterstützen.
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